Lust aufs Freie
Im Sommer lassen sich zwei der schönsten Dinge miteinander verbinden: Das Leben unter freiem Himmel genießen – und essen. Egal, ob beim Picknick auf der Wiese oder im Park, im Gastgarten, auf der Terrasse oder auf dem Balkon. In Schweden kann man diese Kombination seit 2019 im „größten Gourmetrestaurant der Welt“, wie es auf der Website von Visit Sweden – Schwedens offizieller Anlaufstelle für Tourismus und Reiseinformationen – heißt, erleben. Das Konzept hinter dem Freiluftrestaurant „The Edible Country“ (auf Deutsch: „Das essbares Land“): Von Mai bis Oktober kann man einen der 14 handgemachten Holztische buchen, die quer über das Land verteilt sind. Gemeinsam wird dann im Freien ein von Spitzenköchen entwickeltes Menü gekocht, das aus frischen regionalen Zutaten besteht. Teilweise werden diese von den Gästen vor Ort in der Natur gesammelt. Bei „The Drinkable Country“ werden nach dem gleichen Konzept Drinks gemixt.
Das Sammeln der Zutaten ist eine Anlehnung an das Foraging, wie die Nahrungssuche in der natürlichen Umgebung genannt wird – und das in der Identität der Schweden fest verankert ist. Das Konzept hat sich auch über Schwedens Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht und ist unter anderem in der Spitzengastronomie etabliert.
Die Lust aufs Freie lässt sich generell als Trend festmachen. Eine Entwicklung, der nicht zuletzt die Coronapandemie Vorschub geleistet hat, weil sich durch sie das Leben stärker nach draußen verlagert hat. Bedingt durch den Klimawandel häufen sich laue Sommernächte auch in unseren Breiten. Folglich erleben Outdoorküchen seit einigen Jahren einen Boom, Freiflächen werden immer deutlicher zur Verlängerung des Wohnzimmers nach draußen – und dementsprechend möbliert. Neben dem Griller steht immer öfter auch ein tragbarer Pizzaofen im Garten.
Geschichte
Im Freien zu essen ist keine Erschei- nung der modernen Freizeitgesell schaft, sondern wurde bereits in der Antike kultiviert. Bevor der Adel im 17. Jahrhundert das Picknick für sich entdeckte, aßen im Mittelalter bereits Feldarbeiter draußen.
Cool bleiben
Man braucht fürs Picknick nicht unbedingt Kühlakkus: Für die platzsparende Variante legt man mit Wasser oder Saft gefüllte Flaschen ca. 20 Minuten vor Aufbruch ins Gefrierfach. Auf dem Weg zum Picknick tauen sie auf und kühlen gleichzeitig das Essen. Tipps um seine Weine zu kühlen, gibt übrigens Willi Klinger in seiner Kolumne „Willis Weine – Picknick-Empfehlungen“.
Tipps für den Salat
Salate sind die kulinarische Grundlage für ein Picknick. Feste Blattsalate wie Chicorée oder Romana eignen sich besser als weicher Kopfsalat. Das Dressing in einer dichten Dose separat mitnehmen den Salat vor Ort anmachen.
Outdoor-Dekoration
Dass Menschen verstärkt Feste draußen zelebrieren wollen, ist eine Beobachtung, die auch Dekoexpertin Viktoria Wallner macht. Immer häufiger bekommt sie Anfragen, Tafeln oder Feste für Outdoor-Veranstaltungen zu dekorieren. Dabei setzt Wallner häufig auf Foraging und nimmt alles zur Hand, „was Gärtner nicht anbauen“. Das können zum Beispiel Schafgarbe, Kirschblüten oder Lupinen aus dem Wald sein. „Der Trend der Stunde lautet jedenfalls: so natürlich wie möglich. Es soll nur ja nicht zu perfekt sein.“ Also mit unterschiedlichen Strukturen arbeiten oder auch einmal einen Heuballen als Sitzgelegenheit verwenden . Natürlich ist es auf den ersten Blick einfacher, Dekoration oder Blumen einfach zu kaufen. Doch Wallner ist überzeugt: „Wer erst einmal genau hinsieht, wird schnell in seiner unmittelbaren Umgebung fündig“.
Mix & Match
Einen besonderen Charme hat es, wenn das Geschirr bunt zusammen- gewürfelt wird. Das gilt auch für
die Stühle. Auf Flohmärkten findet man charmante Einzelstücke: Alte Teekannen eignen sich zum Beispiel hervorragend als Vasen.
Tischkultur
Auch wenn es „nur“ eine Garten- party ist: Warum nicht trotzdem eine Tischordnung machen? So kann man für spannende Gespräche sorgen. Besonders aufmerksam ist es, jedem eine persönliche Kleinigkeit auf den Tisch zu legen.
Saisonal
Es müssen nicht immer Blumen auf dem Tisch sein. Auch mit Obst und Gemüse wie beispielsweise Kirschen, Marillen, Erdbeeren, Gurken, Zucchini oder Zitronen kann man eine Tafel dekorieren – und die „Dekoration“ danach weiterverwenden.
Unverpackt
Plastikverpackungen sollte man auf dem Tisch vermeiden. Am besten Wasser oder Saft in einer Karaffe bereitstellen oder die Milch in einem Kännchen. Das Besteck kann man gemeinsam mit einer Serviette, z.B. aus Leinen, zusammenbinden.
von Elisabeth Mittendorfer