Genuss-Reise nach Sizilien

Palermo, Catania und Taormina locken mit authentischen Märkten und hervorragenden Restaurants.
Antikes Theater in Taormina
Sizilien ist das ganze Jahr über eine lohnende Destination für Genuss-Reisende. Wer viel unternehmen möchte, sollte vielleicht die heißesten Sommer-Monate meiden, da das richtig anstrengend werden kann. Dafür herrschen auch im Winter vergleichsweise milde Temperaturen und Wanderungen sowie ausgedehnte Spaziergänge machen richtig Spaß. Sofern die Sonne scheint, kann man selbst im Dezember und Jänner im Freien sitzen. Sizilien ist landwirtschaftlich geprägt und verfügt noch über traditionellen Fischfang. Entsprechend frisch sind die Lebensmittel auf den traditionellen Märkten. Supermärkte spielen eine untergeordnete Rolle, Privatpersonen kaufen ebenso am liebsten auf Märkten ein wie Gastronomen. 

Palermo

Besonders in Palermo sollte man viel Zeit einplanen, um durch die Märkte und die engen Gassen der Altstadt zu flanieren. Das Lebensmittel-Angebot ist für Mitteleuropäer*innen sehr eindrucksvoll, ebenso wie die Lautstärke der Marktschreier. Der zentral gelegene Mercato del Capo ist wohl einer schönsten von Palermo. Gleich neben dem Markt liegt das eindrucksvolle Opernhaus von Palermo – das Teatro Massimo ist das größte Opernhaus von Italien und nach Paris und Wien das drittgrößte in Europa. 

Ein äußerst empfehlenswerter Platz für ein sizilianisches Frühstück oder einen Caffè al banco (also im Stehen) ist das Ideal Caffè Stagnitta, das nicht nur die älteste Kaffeerösterei der Stadt beherbergt, sondern auch wunderbare Cannoli anbietet. Das sind knusprige Teigröllchen, die mit Frischkäse gefüllt und mit Trockenfrüchten oder Krokant garniert werden. Einheimische achten darauf, dass der Frischkäse erst unmittelbar vor dem Verzehr in die Röllchen gefüllt wird, so bleiben sie schön knusprig. Die beste Adresse für Cannoli und andere authentische sizilianische Mehlspeisen ist vermutlich Santa Catarina, eine prachtvolle Kirche im Herzen von Palermo, ein ehemaliges Kloster mit angeschlossener Bäckerei, in der streng nach den alten Rezepturen der Nonnen gebacken wird.

Kulinarisch ist man in den pittoresken Gassen Via dell’Orologio and Via Bara all’Olivella bestens aufgehoben, wo sich Trattorien, Bars und Cafés aneinanderreihen. Eine Besonderheit ist die nahe gelegene Antica Focacceria San Francesco. Mittlerweile auch von vielen Tourist*innen entdeckt, ist es dennoch ein Hort typisch sizilianischer Straßenküche. Mitten im Lokal wird ein Kessel befeuert, in dem die Spezialität des Hauses blubbernd vor sich hin schmort: feine Milzstreifen in würzigem Sud. Sie werden in einem Brötchen serviert und Pani câ meusa genannt.


Catania

Innereien und Pferdefleisch sind auch wesentlicher Bestandteil authentischen Küche von Catania. Im etwas rustikalen Borgo di Federico wird herzhaft gegrillt und landestypisch gekocht. Erste Anlaufstation für Feinschmecker*innen ist aber der Fischmarkt von Catania, den man in der Früh oder am Vormittag besuchen sollte. Rund um historische Gewölbegänge geht es wild und authentisch zu, man watet an manchen Stellen durch Fischwasser und der Lärmpegel ist eindrucksvoll. Alles, was das Meer zu bieten hat, wird lautstark feilgeboten: Muscheln, Oktopusse, Garnelen und Fische aller Größen, von kleinen Sprotten bis zu meterlangen Schwertfischen, die von den Händler*innen stolz zur Schau gestellt werden. Am Rande des Fischmarktes finden sich Obst- und Gemüsestände, Gewürzhändler*innen und Metzger*innen mit abenteuerlich drapierten Innereien

Der Fischmarkt ist das kulinarische Herz Catanias, die sinnlich aufgeladene Atmosphäre macht hungrig. Glücklicherweise liegen in dem Viertel zwischen dem Markt und dem Piazza del Duomo zahlreiche verlockende Restaurants. In der bezaubernden, mit bunten Schirmen dekorierten Via Gisira reihen sich mehrere Lokale aneinander, das L’Iska ist für fangfrische Fische und Meeresfrüchte bekannt und verfügt darüber hinaus auch noch über eine verlockende Weinauswahl.

Taormina

Mit dem Auto ist es nur eine knappe Stunde nach Taormina. Schon von der Autobahn sieht man die spektakuläre Lage des Städtchens hoch über dem Meer thronend. Überragt nur noch von Castelmola, einem atemberaubend schönen Dörfchen an einer exponierten Felsklippe. Das Stadtbild von Taormina wird von Kirchen, der Flaniermeile Corso Umberto, dem antiken Theater, Restaurants und vielen Hotels geprägt. Abgesehen von der Fußgängerzone braucht es für das Flanieren in Taormina eine gute Grund-Fitness, denn in den schmalen Gässchen geht es entweder steil bergauf oder steil bergab.

Ein kulinarisches Urgestein von Taormina ist der gebürtige Tiroler Andreas Zangerl, dessen Restaurant Andreas zu den hochdekoriertesten der Stadt gehört. Er hat hier schon mehrere Restaurants betrieben und sogar schon zwei Michelin-Sterne erkocht. Aktuell begnügt er sich mit einem, was aber die Qualität der Küche keinesfalls schmälern soll. Das Andreas ist ein unprätentiöser Fine Dining Hotspot, Zangerls hausgemachten Pastagerichte sind ein Traum und sein Gespür für Fisch und Meeresfrüchte ist bewundernswert.

Allgemein ist die Restaurantszene in Taormina touristisch geprägt und mit vielen Fotos auf den Speisekarten auf internationales Publikum ausgerichtet. Eine Ausnahme ist das liebenswerte Tischi Toschi, das noch am ehesten authentische sizilianische Küche bietet. Nicht zu verachten ist sizilianisches Streetfood, die besten Arancini der Stadt gibt es im da Cristina in der Via di Giovanni. 

Isola Bella und Castelmola

Einmal im Leben sollte man im berühmten antiken Theater von Taormina gesessen und den einzigartigen Ausblick auf den Ätna genossen haben. Den Genius Loci des Amphitheaters hat auch schon Goethe gespürt: Für den weitgereisten Dichter war es der schönste Ort der Welt

Von Taormina aus gibt es zwei traumhafte Spaziergänge – entweder hinauf nach Castelmola oder hinunter zur Isola Bella. Auf letzterer befindet sich ein schwer zugängliches aber empfehlenswertes Naturkunde-Museum. Und von dort ist es nicht weit zur berühmten Grotta Azzurra mit ihren atemberaubenden Licht. Bergwärts gewandt liegt das historische Dörfchen Castelmola spektakulär exponiert auf einer Felsklippe, die fast senkrecht über Taormina aufragt. Der Fußweg ist nicht weit, aber es ist richtig steil. Belohnt wird man mit einer atemberaubenden Aussicht: Nordöstlich zum italienischen Festland, südlich sieht man den Ätna. Aus kulinarischer Sicht muss man sich den Aufstieg nicht antun, zu touristisch ist das Angebot. Wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten wirkt die Pizzeria Nina mit sehr anständigem Essen. Für den Besuch der Dachterrasse sollte man schwindelfrei sein, die Überwindung der steilen Treppe lohnt sich aber allemal. Zum abschließenden Espresso empfiehlt sich ein Glas der lokalen Spezialität Mandelwein.

von Bernhard Degen

Kulinarische Adressen

Palermo

  • Ideal Caffè Stagnitta: Frühstück, Snacks, Aperitif – Discesa dei Giudici, 42-44
  • Santa Catarina: Kirche mit Mehlspeisen-Verkauf – Piazza Bellini, 1
  • Antica Focacceria San Francesco: Palermo-Streetfood, authentische Speisen – Via Alessandro Paternostro, 58
  • Trattoria Il Delfino: Günstige Meeresfrüchte-Menüs in einem Vorort von Palermo am Meer – Via Torretta, 80

Catania

  • L’Iska: Frische Fische und Meeresfrüchte – Via Gisira, 5
  • Pasticceria Savia: Cannoli! – Via Etnea, 300
  • Mantegna: Aperitivo – Viale Ruggero di Lauria, 77
  • Borgo di Federico: rustikal, Barbecue inkl. Pferdefleisch – Piazza Federico di Svevia, 100

Taormina

  • Andreas: Fine Dining – Via Bagnoli Croci, 88
  • Tischi Toschi: authentisch sizilianisch – Vico Cuscona-Paladini
  • Da Giovanni: Chic am Meer – Via Nazionale, 115
  • Da Cristina: Streetfood, Arancini – Via Strabone, 2
  • Pizzeria Nina: Retro-Charme in Castelmola – Via Tutti I Santi

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