Glücksrad

Karl Hohenlohe ist auf der Suche nach dem Glück. Bei dieser Suche trifft er weltweit auf interessante Personen und kommt dem Rezept nach dem Glück immer ein Stücken näher.
Wir haben den weltberühmten Hotelier Sonu Shivdasani gefragt, wer der glücklichste Mensch ist, den er kennt. Diese Person haben wir aufgesucht und erneut dieselbe Frage gestellt und so weiter. Von Indien nach Schweden, eine Reise zum Glück
Sonu Shivdasani verbringt einen großen Teil seines Lebens damit, andere Menschen glücklich zu machen. Er ist Hotelier und war einer der Ersten, die auf die Malediven gesetzt haben. Schon damals, etwas anders als viele andere, waren Nachhaltigkeit und Umweltschutz seine Themen. Eine persönliche Begegnung mit Sonu Shivdasani ist im- mer von Freundlichkeit und Gelassenheit geprägt und von einem Kugelschreiber und einem zerknitterten Zettel. Wenn ihn eine Idee interessiert, eine beiläufige Erwähnung, die merkenswert erscheint, zückt er das Blatt und schon ist alles festgehalten. „Glück“, sagt Sonu, „kommt aus dem Inneren“, also Bedarf es auch innerer Anstrengung, dem Glück auf die Spur zu kommen. Soweit es seine Zeit zulässt, macht er Morgen-Yoga. Dann blickt er auf seinen dicht gefüllten Terminkalender und visualisiert seine kommenden Gesprächspartner. Was haben sie für positive Dinge in ihm ausgelöst, was für gute Ideen haben sie in der Vergangenheit gehabt, was sind ihre Stärken? Solchermaßen begegnet man den Menschen ganz anders. Darüber hinaus meditiert er jeden Tag eine halbe Stunde. Das Wort, dass bei Sonu Shivdasani in Bezug auf Glück am öftesten fällt, ist „Dankbarkeit“ – und ein Buchtipp: „Das Buch der Freude“, Gespräche Seiner Heiligkeit, des Dalai Lama, mit Erzbischof Desmond Tutu über den inneren Frieden, der dem Dasein Liebe und Sinn verleiht.
Und wer ist der glücklichste Mensch, den Sonu kennt?
Kurz überlegt er, ob es vielleicht doch der Yoga-Meister aus seinem Resort ist, aber dann plötzlich ist alles klar. „Der glücklichste Mensch, den ich kenne, ist meine Frau Eva. Sie ist immer gut aufgelegt, sehr zufrieden und dankbar für alles, was ihr das Leben bietet und was sie erreicht hat.“
Eva Malmström Shivdasani war einmal ein gefragtes schwedisches Fotomodel. Sie ist genau das, was man eine Frohnatur nennt. Immer positiv gestimmt, freundlich und hilfsbereit. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie die Soneva-Hotelgruppe geprägt, der behutsame Umgang mit der Natur ist ein vorrangiges Thema. „Glück“ sagt sie, „das ist für mich, wenn ich mich entspanne, wenn ich mit meinem Mann zusammen sein kann und mit Freunden. Ich habe schon deswegen Glück, weil es mir immer schon recht leicht gefallen ist, glücklich zu sein. Ich kümmere mich gerne um andere Menschen. Es ist ganz einfach langweilig, nur für sich selbst zu leben, man muss das Glück weitergeben. Ich versuche immer, im Heute zu leben. Ich feiere zum Beispiel keinen Geburtstag, sondern jeden Tag. Natürlich gibt es auch schlechte Tage, aber wenn man ihnen positiv begegnet, wird der Schmerz gelindert. Oft denke ich mir dann, um wie viel schlechter geht es anderen Menschen, und dann relativiert sich alles. Die eigentliche Erfüllung finde ich in der Unterstützung anderer. Ja, und lächeln ist wichtig, das kommt immer zurück.“
Wer Eva Malmström Shivdasani kennt, weiß, dass es hier nicht um nebulose Worthülsen geht, sie ist eine ungemein entspannte und ausgeglichene Persönlichkeit. Vieles von dem ist ihr von der Natur mitgegeben, einiges aber auch durch die Jahre erarbeitet. Glück kommt niemals einfach so.
Natürlich kennt Eva Malmström Shivdasani eine Person, die sie selbst als glücklichsten Menschen in ihrem Umfeld einstuft: ihre langjährige und beste Freundin Lena Åström.
Warum? „Weil sie der mitfühlendste Mensch ist, den ich jemals kennengelernt habe. Wir haben uns mit 20 Jahren in Paris getroffen und seither besteht unsere Freundschaft. Sie ist eine unglaublich erfolgreiche Geschäftsfrau und als Sonu und ich einmal vor vielen Jahren ein finanzielles Problem hatten und wir alleine da standen, hat sie geholfen, ganz spontan und voller Vertrauen. Sie ist einfach großartig.“ Es ist gar nicht so einfach, Lena Åström zu finden, sie ist viel in der ganzen Welt unterwegs, und wenn sie aus ihrem Leben erzählt, waren da nicht immer positive Seiten. Ihr Freund hatte einen schweren Unfall, ihr erster Ehemann verstarb nach langer Krankheit an Krebs. „Und doch“, erzählt Lena Åström, „habe ich es geschafft, positiv zu denken und glücklich zu werden. Ich habe mein Leben recht gut geplant. Ich komme aus einem armen Elternhaus und ich wollte finanziell unabhängig werden. Ich wollte nie Kinder, bevor ich 40 Jahre alt bin, und das alles ist gelungen. Wir haben also auch viele junge Freunde, das ist unglaublich inspirierend, Altersunterschiede existieren nicht. Ich glaube, dass viel von einer positiven Grundeinstellung abhängt – und ganz wichtig sind Bewegung und Sport. Ich gehe jeden Tag mindestens acht Kilometer und bin recht fit, das macht natürlich auch zufrieden. Wenn es Menschen nicht gut geht, versuche ich sie umzustimmen, ihnen die Sonne zu zeigen und die Schönheiten der Natur.“
Immer wieder zeigt sich, dass zufriedene Menschen viel Bewegung haben oder Sport treiben. Der Weg zum Glück geht also sicher auch über Fitness und Beweglichkeit, die den Alltag in der Gegenwart, aber auch im höheren Alter extrem positiv beeinflussen.
Wenn man Lena Åström auf die glücklichsten Menschen ihres Daseins anspricht, überlegt sie ein wenig, kommt zuerst auf ein schwedisches Kindermädchen, das für sie gearbeitet hat – „ein wunderbarer Mensch, den ich kein einziges Mal in meinem Leben unzufrieden gesehen habe“. Und dann ist da noch jemand, die 32-jährige Christelle Palm, die Freundin ihres Sohnes, „ein Sonnenschein, sie lacht immer, sie liebt das Leben, ja, einer der glücklichsten Menschen, die ich kenne“.
Christelle Palm ist auf einer Insel außerhalb von Stockholm geboren und lebt in der schwedischen Hauptstadt. Sie ist Innenarchitektin und arbeitet im Verkauf eines großen schwedischen Möbelhauses. „Ich glaube nicht, dass es einen allgemeinen Weg zum Glück gibt“, sagt sie. „Jeder Mensch ist verschieden, jeder Mensch wird den Begriff Glück anders formulieren. Ich kann also nur für mich sprechen, und ich habe mir vor vielen Jahren fix vorgenommen, das Leben positiv zu sehen und meine positive Einstellung mit anderen zu teilen. Das ist mir ganz wichtig: Ich möchte andere Menschen glücklich machen. Aber das ist auch eine Herausforderung, denn wenn ich die Menschen um mich glücklich sehen will, stelle ich ihre Gefühle über meine und ich versuche ständig, mich hier um eine Balance zu bemühen. Also, wenn man sich die ganze Zeit bemüht, andere glücklich zu machen, ist das enorm anstrengend. Das Ziel ist es, ein Gleichgewicht zu finden. Man muss sich auch schlechte Zeiten zugestehen, denn ohne schlechte Zeiten gibt es keine guten. Ja, und ohne Humor geht gar nichts, da könnte ich niemals glücklich sein. Und noch etwas Wichtiges: Man kann in sich hineinhören, nach was man sich wirklich sehnt, und diese Gefühle dann mit Leben füllen, ich denke, das ist ein guter Weg zum Glück. Arbeite an deinen Hoffnungen, an deinen Ambitionen und an alledem, was deinen Verstand wachhält.“
Christelle Palm arbeitet an ihrem Glück, es kommt nicht automatisch, und wahrscheinlich ist eine gewisse Ausdauer in Bezug auf ihre positive Einstellung ein Schlüssel zur Zufriedenheit. Darüber hinaus sind Menschen, die sich mit anderen Menschen aktiv auseinandersetzen, schon einen großen Schritt voraus.
Wieder sind wir am Ende unserer weltumspannenden Reise zum Glück angelangt. Eigentlich muss man sich gar nicht so weit in die Welt hinausbewegen: Das wahre Glück findet man nur in seinem Inneren.

von Karl Hohenlohe

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