Heimspiel in Kroatien

Martina und Karl Hohenlohe auf einer Reise zwischen Zukunft und Vergangenheit. Eindrücke aus Opatija, der Perle der Kvarner Bucht.
Immer, wenn der Frühling sich dem Ende zuneigt, beginnt meine Frau alle paar Stunden ein Wort einzuflechten. „Meer“, sagt sie und glaubt, ich merke es nicht. „Meer“ bedeutet für mich, in langen Kolonnen vor dem Flugzeug anstellen, Bordemenü, verlorene Koffer und brüllende Kinder in unmittelbarer Umgebung. Meine Frau sagt, ich wäre ein Pessimist aber ich verstehe nicht, warum.

Also gut, meine Frau hat gewonnen (sie nennt es, „wir haben uns geeinigt“), das Meer ruft und als Kompromiss verzichten wir auf den Flieger und fahren mit dem Auto.

Regel 1, antizyklisch unterwegs sein und der Stau ist keiner. Wir sind also wirklich von Wien aus nach fünf Stunden, 29 Minuten, 31 Sekunden und ein paar Hundertstel in der Kvarner Bucht. Wir fahren bis Lovran, jenen kleinen charmanten Ort, sechs Kilometer südlich von Opatija entfernt. Übrigens wurde er nach dem omnipräsenten, immergrünen und heilsamen Lorbeer benannt.

Mit Kind und Kegel beziehen wir unsere Zimmer im Hotel Excelsion, direkt am Lungomare, wo der Meerblick eine Selbstverständlichkeit ist. Von hier aus lässt es sich gut ausscheren in alle Himmelsrichtungen – zum Wandern auf die Ucka, zum Frühstück nach Opatija ins Café Strauss, zum Abendessen nach Moscenicka Draga oder Volosko oder einfach einmal Umfallen ins Schwimmbad des Excelsior oder am hauseigenen Strand. Es gibt also genug zu tun.

Der Blick vom Hotel ist atemberaubend, unser Hunger auch. Ich war das letzte Mal vor 25 Jahren in Kroatien und wenn ich mich an etwas erinnere, dass dich Küche nicht wahnsinnig berauschend war. Natürlich erzähle ich meiner Frau unausgesetzt von diesen damaligen Erlebnissen und wieder einmal sagt sie, ich wäre ein Pessimist und ich weiß nicht warum.

Wir gehen also in eines der zahlreichen Restaurants und als wir es nach drei Stunden in bester Stimmung wieder verlassen, können wir anmerken, dass es die besten Scampi, respektive Kaisergranate waren, die wir jemals gegessen haben. Bis zu ihrem Dahinscheiden führen diese Kaisergranate ein überglückliches Dasein, das Meer in der Kvarner Bucht ist glasklar. Ich, ein überzeugter, ehemaliger Süßwasserfan, war jeden Tag mehrfach schwimmen (okay, baden) und bin ein bekehrter Salzwasserfreund geworden.

Was macht man zwischen dem ausgezeichneten Essen und dem Schwimmen: Sightseeing. Opatija hat eine weitläufige Promenade entlang des Meeres, an die sich ein Palast-Hotel nach dem anderen schmiegt, ein Großteil made in Austria, weil Opatija vormals Abbazia von 1867 bis 1918 ein Teil von Österreich war. Besonders eindrucksvoll zeigt sich das im Hotel Kvarner, wo sich die Geschichte an den Wänden ablesen lässt – nicht nur durch historische Bilder, sondern auch, weil man die bemalten Wände von damals freigelegt und belassen hat.

Meine Frau und ich können des Gefühls nicht erwehren, dass die Kvarner Bucht von einer ungeheuren Aufbruchsstimmung erfasst ist. Überall wird gebaut, renoviert, Altes wird neu erschaffen, ohne kitschig zu wirken. Hier wird der maritimen Vergangenheit der österreichischen Monarchie neues Leben eingehaucht, prachtvolle Hotelbauten, die noch vor 1900 gebaut wurden, erstrahlen in neuem Glanz und man kann sich lebhaft vorstellen, wie das Gesellschaftsleben damals ausgesehen hat.

Überall stößt man auf Denkmäler, Häuser, Villen, Paläste und Kirchen, die einen Bezug zum alten Österreich haben. Anders gesagt: fern der Heimat, am Meer – und irgendwie doch zu Hause.

Die eine Woche ist wie im Flug vergangen, der Weg vom Pessimist zum Optimist ist in fünf Stunden, 29 Minuten, 31 Sekunden und ein paar Hundertstel locker zu bewältigen.

Hier unsere besten Tipps für die Kvarner-Bucht:

Restaurants

Tu Tamo

Was für ein Ausblick, man kann sich kaum sattsehen. Direkt an der östlichen Stadtmauer der mittelalterlichen Altstadt von Moscenice (ca. 15 km von Opatija entfernt) sieht man von Rieka bis Cres. Wenn das Essen kommt, tritt das ein wenig in den Hintergrund, denn die gegrillten Fische, die roh marinierten Meeresfrüchte, die Pasta mit Scampi und das herzliche Service stehlen dem Panorama die Show. Das Restaurant ist ziemlich klein, wir würden es nicht dem Zufall hinterlassen und reservieren.
www.konoba-tutamo.hr

Johnson

Die frischen, süßen Garnelen kommen aus der Kavernerbucht, überhaupt ist das Johnson seit Jahren eine zuverlässige und empfehlenswerte Adresse für Fisch und Meeresfrüchte. Man sitzt auf der Terrasse und freut sich über die gekonnt reduzierte Mittelmeerküche von Küchenchef Ivan Jadreškić – die Fische kommen hauptsächlich vom Grill, die Meeresfrüchte sind oft roh mariniert und pur. Herrlich.
www.johnson.hr

Ganeum

Außen wirkt das Haus unscheinbar, drinnen folgt die Überraschung in Form eines traditionellem Ambientes mit buntem Designtouch. Man sitzt in einem netten Gastgarten auf drei Ebenen und genießt die kreative Küche von Robert Benzia, der es versteht, der Tradition mit viel Feingefühl ein neues Gesicht zu verleihen. Gute Weinauswahl, auch Craftbiere gibt es.
https://www.facebook.com/ganeumlovran
Stari Grad 5, 51415 Lovran

Konoba Zijavica

Nimmt man „Konoba“ wörtlich (= Wirtshaus), dann ist das hier eine ziemliche Untertreibung. Direkt am Strand von Mošćenička Draga liegt die Konoba Zijavica, vor allem, wenn man auf der Terrasse sitzt, erscheint der Sonnenuntergang ziemlich theatralisch. Das Restaurant wird von Eigentümer, Koch und Sommelier Stiven Vunić und seiner Frau Tea geführt. Stiven bietet eine fantastische kreativ mediterrane und traditionell kroatische Küche. Für uns gibt es hier das beste Scampirisotto aus der Gegend. Unbedingt bei den Weinen beraten lassen, wir haben hier schon einige Geheimtipps entdeckt.
konoba-zijavica.com

Valle Losca

Stiven Vunic (Konoba Zijavica) hat uns dieses Lokal empfohlen, wenn wir einmal Lust auf Fleisch haben. Und er hatte Recht, diese kleine Taverne oberhalb des Hafens von Volosko ist absolut eine Empfehlung wert. Gemütliche Terrasse, innen uriges Ambiente, typisch istrische Gerichte, großer Weinschrank. Was will man mehr? Reservierung empfohlen.
www.vallelosca.com

Café Strauss

Ein angenehmer Ausflug am Vormittag nach Opatija: Das Café Strauss bietet ein buntes Brunch-Programm – vom hausgemachten Granola mit Beeren über Falaffel-Bowl und Avocado-Roggentoast bis zur veganen Eierspeise. Dabei kann man das bunte Treiben auf der Promenade beobachten und danach eine Runde am Strand spazieren.
www.liburnia.hr/de/gastronomie#cafestrauss

Café Imperial

Kürzlich neu renoviert und wiedereröffnet, strahlt das Café Imperial eine gelungene Mischung aus historischem Erbe und modernem Ambiente aus. Die Mehlspeisen sind hausgemacht, außerdem gibt es Craft-Kaffee (den Hug&Punch Craft Coffee sollte man probieren). Das Signature-Dessert ist der Lavandier-Kuchen mit weißer Schokolade und Lavendelcreme. Tees, Weine und Cocktails befinden sich ebensfalls im Repertoire.
www.liburnia.hr/de/gastronomie#cafeimperial

 

Weitere empfehlenswerte Restaurants in der Region:

Hotels

Hotel Kvarner

Es gab mal eine Zeit, als Österreich noch bis zur Meeresküste reichte. 1857 war die sogenannte „Südbahn“ ein Zug, der von Wien über Semmering, Graz und Laibach nach Triest und ab 1873 bis nach Rijeka fuhr. Die ersten von der Südbahngesellschaft gebauten Hotels waren die Hotels Kvarner und Imperial im Fischerdorf Abbazia (heute Opatija). Es gilt als Anfang der touristischen Tradition in dem Gebiet, das bereits berühmte Gäste empfangen hat, wie etwa den österreichischen Kaiser Franz Joseph I. und die Tänzerin Isadora Duncan. Heute präsentiert sich das Hotel Kvarner stolz als imposantes Jugenstil-Grand-Hotel mit Blick auf die Kvarner Bucht. Man hat das Gefühl, Geschichte zu atmen – wenn Wände reden könnten, würden wir hier sicher ein paar interessante Anekdoten erfahren. Eine kleine Zeitreise kann man in der interessanten Ausstellung im Hotel machen, die mit lauter geschichtlich relevanten Objekten, Fotos und Bildern Zeugnis der Geschichte ablegt. Das Hotel trägt vier Sterne und bietet seinen Gästen neben dem historischen Ambiente modernen Komfort – Tennisplätze, Sandstrand mit privatem Bereich, Terrasse mit Pool, Wellnessbereich.
https://www.liburnia.hr/en/hotel-kvarner

 

Hotel Excelsior

4*-Hotel direkt am Lungomare, ideal für Familien. Unsere Tochter spricht heute noch von Jiri, dem Spaßmacher-Fuchs, der den Kinderclub regiert. Frühstück und Abendessen wird am Buffet angeboten, Mittagessen gibt es in der Taverne am Pool. Über einige Treppen erreicht man den hauseigenen Strand am Meer, klein, aber fein. Nur in Stoßzeiten muss man sich seinen Platz sichern.
www.liburnia.hr/en/hotel-excelsior

Und was trinken wir?

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