Hohenlohes auf Genuss-Tour: Unterwegs nach Roussillon

Martina und Karl Hohenlohe, die Gault&Millau-Herausgeber, fahren in zwölf Tagen von Österreich nach Italien, Frankreich und die Schweiz und zurück. Essen, Trinken, Autofahren. Fazit: Sofort wieder. Teil 3/4 der Serie.

Die Schönheit und Vielfalt der Provence in Frankreich zieht Reisende aus aller Welt an. Insbesondere die Region Luberon mit ihren satten Weinbergen, einer reichen Kulturgeschichte und – wenn die Saison stimmt – blühenden Lavendelfeldern. Egal ob man ein begrenztes Budget hat oder auf Luxusreise gehen möchte, hier findet sich für jeden Geschmack und Geldbeutel was.

Nun ist es also Gewissheit: Unter Vorspiegelung falscher Tatsachen („Reisegeschichte“) wurde ich zu einer Kfz-Tour, oder wie meine Frau weltmännisch sagt, zu einem „Road-Trip“, überredet. In Wahrheit bin ich der Wein-Transporteur von Martina Hohenlohe. Überall, wo wir auf unser Reise hinkommen, primär in Frankreich und Italien, müssen wir bei geheimen Verbündeten meiner Frau stehen bleiben und Wein einkaufen. Mit ungeheurer Betriebsamkeit rast sie durch die verschiedensten Vinotheken, verwickelt arglose Winzerinnen in tiefgründige Fachgespräche und ich bin das, was man den alten Weinen oft geben soll: Luft.

Aber nur so lange bis es zum Transport der erworbenen Weinkisten geht. Nicht nur vom Geschäft zum Auto, sondern auch vom Auto zum Hotel, am nächsten Tag wieder vom Hotel zum Auto und so geht das zehn Tage lang. Wieso? Weil ein Winzer meiner Frau versichert hat, dass die Hitze im Auto den Wein verstört, die Geschmacksnuancen im Promillebereich verändert und da kennt meine Frau kein Pardon. Anstatt der Kinder, die wir in Obhut der Schwiegereltern zu Hause gelassen haben, trage ich also die hochheiligen Weinkisten ganz vorsichtig hin und her und sorge für ein stilles Schattenplätzchen, damit die Flaschen auch akustisch genug Ruhe haben.

Kleinere Dispute zwischen meiner Frau und mir hatten sich eigentlich gelegt, flammen aber gerade wieder auf – meine Frau hat den Olivenöl-Olymp der Region betreten und ich habe grauenhaft Angst vor den vielen Fünf-Liter-Flaschen, die ich nun wieder in das Hotelzimmer tragen muss. Der Verkäufer versichert uns glaubhaft, dass man dieses Olivenöl auch erhitzen kann, aber ich weiß, dass meine Frau felsenfest davon überzeugt ist, dass es im Auto heißer wird, als in der Pfanne und ich wieder als Olivenöl-Sherpa zum Einsatz komme.

 

In der Region Roussillon, in einem Dörfchen angekommen, habe ich unglaubliches Glück. Gerade als ich zum dritten Mal durch den vollbesetzten Parkplatz kurve, wird eine Lücke frei. Das Glück ist nur von kurzer Dauer, denn der fiese Parkplatz ist in der prallen Sonne, Olivenöl und Weine könnten entsetzlichen Schaden nehmen und es dauert weitere zwölf Minuten bis ich einen olivenöl- und weinfreundlichen, schattigen Parkplatz gefunden habe.

Das kleine Dorfgasthaus entschädigt für alles, eine Käseplatte, nicht von dieser Welt, die Preise aber bodenständig. Meine neue Taktik: Ich trinke den Wein, dann muss ich ihn nicht schleppen. Und meine Frau übernimmt das Steuer. Zehn Minuten später haben wir das beste Eisgeschäft der Region erreicht, einen Schattenparkplatz gefunden und plötzlich sprechen alle spanisch, genauer gesagt Katalanisch.

Kurz spekuliere ich, ob wir uns drastisch verfahren haben, aber meine Frau klärt mich auf: Im Roussillon spricht rund ein Viertel der Bevölkerung Katalanisch. Warum? Weil das einmal Spanisch war, dann französisch und der humorlose Ludwig XIV hat schließlich verboten, Katalanisch zu sprechen und wie man heute sieht, ohne Erfolg. Die beeindruckendste Erhebung im ganzen Roussillon ist der Pic de Canigou, der 2.785 Meter in den französischen Himmel ragt. Er ist damit fast genau tausend Meter niedriger als der Großglockner, aber die Menschen in der Region sind trotzdem wahnsinnig stolz auf ihn.

Das Dorf Gordes thront auf einem Hügel und bietet eine Aussicht auf die umliegende Landschaft. Die engen Gassen sind gesäumt von morbiden Steinbauten, ideal Ort zum Bummeln und Entdecken.

Restaurants in Gordes
– Das Restaurant L’Outsider bietet traditionell französische und mediterrane Gerichte zu einem moderaten Preis
 Das Haus Le Piquebaure aus Trockenmauerwerk hat eine provenzalisch inspirierte Speisekarte. Das Restaurant hat eine Terrasse mit Blick auf die Landschaft des Luberon

Hotels in Gordes
– Das Haus Le Mas des Romarins aus dem 19. Jahrhundert ist umgeben von Lavendelfeldern
– Das Gästehaus L’Artemise bietet zeitgenössische Kunst in einem stimmigen Ambiente. Das Gourmet-Restaurant ist derzeit geschlossen, auf der Homepage erfährt man nähere Informationen dazu
– Das Fünf-Sterne-Hotel Château de Berne ist in einem Schloss samt angeschlossenem Bauernhof; auf einem 1.500 Hektar großen Privatgrundstück. Eigener Weinberg mit Spa inklusive

Roussillon ist berühmt für ockerfarbene Felsen und eine charmante Architektur. Die lebhafte Ockerbrühe verleiht dem Dorf eine Atmosphäre mit unzähligen Fotomotive. Reisende können hier durch Gassen schlendern und das lebendige Treiben genießen

Restaurants in Roussillon
– Das La Coquillade in der Region Luberon ist ein Hotel mit eigenem Restaurant Avelan unter der Führung von Pierre Marty. Leidenschaft und Kreativität prägen seine Gerichte, von der Tomatenvielfalt mit Basilikum und Kaviar über Wolfsbarsch mit Stachelbeeren bis zum gebratenen Lammrücken mit Melanzani und Koriander.
Pierre Marty ist ein erfahrener Küchenmeister mit einer Karriere in der gehobenen Gastronomie. Seine Ausbildung absolvierte er im mehrfach ausgezeichneten Restaurant Louis XV in Monaco, wo er sein Handwerk als „Chef de Partie“ perfektionierte. Später sammelte er Erfahrungen als „Second“ von Pascal Bardet im Belle Rive. Diese Stationen ließen ihn zu einem Meister der Veredelung von scheinbar einfachen Produkten werden.
Sein Weg führte ihn ins Ausland, wo er als Sous-Chef Exécutif im Museum für Islamische Künste in Qatar tätig war und seine Kochkunst international verfeinerte. Ein Höhepunkt seiner Karriere war die Eröffnung des Restaurants „Morpheus“ in Macau für Alain Ducasse. Sein Talent liegt in der Wahl der Zutaten und einer punktgenauen Zubereitung. Dabei setzt er Gewürze ein, die er auf seinen Reisen entdeckte. Diese Kombination aus hochwertigen Produkten und exotischen Einflüssen verleiht den Speisen die Geschmacksvielfalt.

– Im Le Clos de la Glycine blickt man von der Panoramaterrasse aus auf die ockerfarbenen Felsen des Roussillon
– La Table de Xavier Mathieu: Xavier Mathieu wurde vom Meisterkoch Roger Vergé in die Welt der Gourmetküche eingeführt. Er kocht nach provenzalischen Traditionen. Pistou, Bohnen, Knoblauch und Basilikum, Lammkeule im heißen Sand der Garrigue: Seine Rezepte sind überraschend, sehr persönlich und sowohl von der Region als auch von Reisen beeinflusst. Serviert bekommt man das Ganze im Rahmen eines renovierten Bauernhauses aus Trockenmauerwerk, dessen Fundamente auf den Orden der Malteserritter zurückgehen

Hotels in Roussillon
 La Coquillade Provence liegt in einem Weindorf aus dem 13. Jahrhundert in der Nähe des Luberon-Nationalparks. Das Hotel bietet moderne, geräumige Zimmer mit direktem Zugang zu den Gärten oder zur eigenen Terrasse mit Aussicht auf den Luberon und den Mont Ventoux. Ebenso im Haus: Innen- und Außenpools, ein Spa sowie ein prämiertes Restaurant. Die Unterkunft umfasst einen Fahrradverleih und Ladestationen für Elektroautos
– La Maison des Ocres liegt in der unverkennbaren Landschaft des Roussillon. Mit Gartenanlage. Ein weiterer Vorteil des Hauses ist die Lage im Ortszentrum in Nähe zu allen Geschäften und Restaurants

Wir, nein, meine Frau, hat mittlerweile eine Kiste mit großartigem Olivenöl erworben, bald nähern wir uns unserem nächsten Hotel und ich überlege, ob ich unterwegs irgendwo schnell noch eine Transport-Rodel kaufen soll.

 

von Karl Hohenlohe

Werde Premium Mitglied

Werde jetzt Premium-Mitglied in Martina's Kochsalon und genieße viele exklusive Vorteile, wie den uneingeschränkten Zugriff auf über 1.000 Rezepte.