Wer wissen möchte, wie perfekte Pizza schmecken sollte, der muss einmal in Neapel gewesen sein. Es ist eine Mischung aus Leidenschaft und wissenschaftlichem Ernst, mit der in der Hafenmetropole Pizza gebacken wird. Perfektes Handwerk, beste Lebensmittel und Holzkohlen-Feuer sind die wichtigsten Zutaten. Aber die Neapolitaner*innen wissen auch, dass eine Pizza heiß auf den Tisch kommen muss und darauf legen sie größten Wert – bei jeder Pizza, die wir bestellt haben, hat die Sauce noch geblubbert, als sie serviert wurde. Doch abgesehen von der Teigflade mit Weltruhm bietet Neapel noch so viel mehr, wir haben einige Empfehlungen für einen Wochenendtrip in den Golf von Neapel.
1. Pizza
L’Antica Pizzeria da Michele ist wohl die berühmteste Pizzeria der Welt. Entsprechend schwierig ist es, hier einen Tisch zu bekommen. Alternativ kann man sich in der Take-Away-Schlange anstellen oder zu einer der vielen anderen exzellenten Pizzerien gehen, es ist eigentlich überall besser als in Mitteleuropa. Wir haben uns in der Antica Pizzeria di Matteo sehr wohl gefühlt.
2. Pizza fritta
Ja, auch der zweite Punkt der Top 10 wird der Pizza gewidmet, so wichtig ist Pizza in Neapel. Allerdings in einer bei uns nahezu unbekannten Variante, der Pizza fritta. Die Füllung ist noch saftiger, noch heißer und noch schmelziger als bei der normalen Pizza, der Teig wird noch üppiger, herrlich! Nahezu jede Pizzeria Neapels bietet auch Pizza fritta.
3. Kaffee
Wenn etwas in Neapel ähnlich ernst genommen wird wie Pizza, dann ist es Kaffee. Neapel ist berühmt für Espressi, kurz und stark. Man ordert allerdings nur einen “Caffè”, das genügt. Und man trinkt ihn in der Regel im Stehen. Wenn es elegant und mit einer Mehlspeise sein darf, dann wäre beispielsweise das Gran Caffè Gambrinus zu empfehlen.
4. Aperol Spritz aus dem Plastikbecher
Man kann Aperol Spritz auch wie bei uns zu Hause trinken, gemütlich im Gastgarten aus einer schönen Coupette. Im wilden Neapel gibt es aber auch mehrere Bars und “Standln”, wo man den Spritz als Takeaway bekommt und das ab einem Euro!
5. Streetfood
Eigentlich bekommt man in Neapel alles auch als Takeaway, nur wenn man den ganzen Tag zu Fuß unterwegs ist, dann sitzt man halt auch gerne mal. Dennoch sollte man das vielfältige Streetfood nicht verpassen. Allen voran frittierte Pasta!
6. Shopping
Natürlich gibt es auch in Neapel die bekannten Ketten, wie man sie gefühlt in jeder Großstadt findet. Die berühmte Shopping-Meile ist die Via Toledo. Neben den globalisierten Angeboten finden sich aber auch hier lokale Läden, insbesondere, wenn man einen Blick in die Seitengassen wagt.
7. Fußball
Neapel ist eine fußballverrückte Stadt, man kann sich dem Hype selbst als Leder-Agnostiker*innen nicht entziehen. Diego Maradonna wird wie ein Heiliger verehrt, überall findet man entsprechende Graffiti oder richtige Schreine mit Fotos, Kerzen und allen drum und dran. Es gibt sogar eine richtige Pilgerstätte für den Argentinier, der Napoli den ersten Meistertitel in der Clubgeschichte beschert hat: Murales Diego Armando Maradona mit tausenden Wimpeln, Fotos, Fanschals, Trikots und sogar einer Reliquie, einem Haarbüschel des Fußball-Heiligen.
8. Die Gassen und Gässchen
Die Altstadt von Neapel ist magisch anziehend, extrem lebendig, aber auf Dauer auch schwer zu ertragen. In den Gassen wimmelt es von Menschen und auch in Fußgängerzonen fahren hupende Vespas und mitunter auch Autos, begleitet von lauten Kommentaren von scherzend bis fluchend. Man findet kaum einen Rückzugsort, an dem man Luft holen kann und dennoch ist die Atmosphäre einzigartig. Restaurants, Bars, Cafés, Geschäftslokale drängen sich dicht an dicht, die Wände sind mit hässlichen bis kunstvollen Graffitis übervoll. Am besten, man gönnt sich einen erfrischenden Spritz und schließt sich dem Treiben an.
9. Die Unterwelt
In Neapel gibt es eine zweite, verborgene Stadt, die im Zentrum fast ebenso groß ist wie die sichtbare. Alte Wasserläufe und römische Zisternen wurden über die Jahrhunderte als Unterschlupf genützt und kontinuierlich ausgebaut. Es gibt verschiedene Eingangspunkte und Führungen, eine der populärsten ist Napoli Sotterraneo mit dem Eingang auf der Piazza San Gaetano bei der Via dei Tribinali. Tipp: Tickets vorweg online buchen, großer Andrang.
10. Ausgehen
Neapel ist eine Stadt die niemals schläft. Noch während die letzten Nachtschwärmer*innen ihren Heimweg akustisch ausstatten, lärmen schon die hupenden Frühaufsteherinnen. Das bekannteste Ausgehviertel sind die Quartieri Spagnoli, die ein dichtes Netzwerk an Cafés, Bars, Trattorien und Restaurants bieten. Hier wird gegessen, getrunken, gefeiert und gesungen. Ein guter Platz in einem Gastgarten ist wie ein Kinoticket, die vorbeiziehenden Flaneur*innen sind die Hauptdarsteller*innen.
Neapel ist eine unglaublich intensive Stadt, das Leben pulsiert. Es gibt so viele Eindrücke zu gewinnen, dass man als Mitteleuropäer*in früher oder später zur Überforderung neigt. Zur Erholung bieten sich zahlreiche Attraktionen rund um Neapel an, vom Vesuv und den Ausgrabungen in Pompeji bis hin zu Capri, Ischia und der Amalfiküste im Süden.
Google-Map mit persönlichen Highlights des Autors.
von Bernhard Degen