La Vie en Rosé

Von London in die Provence: Mit der Domaine Mirabeau hat sich das deutsch-britische Ehepaar Cronk den Traum vom eigenen Weingut erfüllt

Vor rund zehn Jahren verkaufte das deutsch- britische Ehepaar Jeany und Stephen Cronk ihr Haus in London und zog mit seinen drei Kindern in die Provence, um ihre Rosé-Marke aufzubauen. Mit der Domaine Mirabeau ging 2019 für die Familie der Traum vom eigenen Weingut in Erfüllung. Auf diesem produziert das Paar heute international etablierte und vielfach ausgezeichnete Roséweine.

Martina Hohenlohe: Eine Deutsche und ein Engländer kaufen sich ein Weingut in der Provence – klingt nach dem perfekten Aussteigertraum. Wie kam es dazu?

Jeany Cronk: Hinter dem, was da so einfach nach einer Entscheidung aus dem Bauch aussieht, verbergen sich jahrelange Diskussionen und Überlegungen. Wir haben ja auch einiges aufgeben müssen, wie das stabile Umfeld unserer Kinder, unser schönes, frisch renoviertes Haus, Stephens guten Job in der Technologiebranche. Wir wussten: Das wird kein Kinderspiel. Aber die Anziehungskraft, diesen Traum in der Provence zu leben, war dann doch stärker als die Angst vor dem Risiko.

Wie war der Umzug für Sie als Familie? Freunde, Jobs, die gesamte soziale Infrastruktur?

Der Umzug war natürlich recht chaotisch und wir hatten auch große Schwierigkeiten, ein schönes Haus für uns fünf zu finden. Die beiden älteren Kinder (Josephine war 8 und Felix 7 Jahre alt, George 14 Monate) brauchten Zeit und viel Unterstützung, sich in dem neuen Schulsystem zurechtzufinden und neue Freundschaften aufzubauen. Für uns war die Sache auch nicht einfacher, wir haben wirklich nur einen Menschen in diesem kleinen Dorf gekannt. Hier wird nicht viel Englisch gesprochen und wir mussten unsere Firma ins Leben rufen. Aber nach und nach haben wir uns eingelebt, wunderbare Freunde gefunden und sind an diesem Ort so glücklich wie nie zuvor.

Wie kamen Sie ausgerechnet auf den Rosé-Fokus?

Rosé war ein Wein, der Stephen und mich schon immer begleitet hatte, meine Eltern hatten früher ein Haus an der Côte d‘Azur und Stephen hat dort viele Urlaube verbracht – wir kannten die hellrosa Weine aus unserer Jugend. Wann immer wir feierten, taten wir das eher mit Rosé statt Champagner. Wir sagen immer, sie sind wie Sonnenschein im Glas, und wir waren ganz und gar überzeugt, dass diese Weine nicht ausreichend geschätzt werden. Wir fühlten uns irgendwie dafür verantwortlich, diese Weine vermehrt in unsere alte Heimat zu bringen – und das Abenteuer begann.

Das Image von Roséwein hat sich von spießig zu chic gewandelt. Er hat seinen schlechten Ruf des klebrigen, süßen Rosé der 1980er-Jahre ab- geschüttelt und ruft nun Bilder eines Lebensstils am Mittelmeer hervor. Wie kam es zu dem Wandel?

Ich denke, viel hängt von der Qualität ab, die in der Provence besonders über die letzten fünfzehn Jahre so viele Fortschritte gemacht hat. Die Region ist ambitioniert und keiner sitzt lange auf seinen Lorbeeren. Diese positive Rivalität bedeutet, dass hier viel experimentiert wird, wir haben ein welt- führendes Forschungszentrum, das sich nur um Recherchen in Sachen Rosé kümmert.

Die Vorgabe eines hellen, eleganten Rosés hat dazu geführt, dass viele belanglose Weine produziert werden. Glücklicherweise gibt es in der Provence auch viele ehrgeizige Erzeuger, die es ernst meinen mit der Herstellung von Premiumweinen mit Komplexität und Intensität. Was macht Ihre Weine so speziell?

Die Provence hatte schon immer den Vor- teil, dass wir hellrosa, aber aromatische Weine zu produzieren wussten. Einen blas- sen Rosé kann man natürlich so hin trimmen, aber dabei geht das Geschmacksprofil oft baden. In der Provence sind die Weine hell und voller Geschmack und genau das macht sie so besonders. Dafür verantwortlich ist nicht nur exzellente Kellertechnik, sondern auch, dass in der ganzen Region nachts geerntet wird, um Oxidation zu verhindern. Die Ernte wird fast auf die Stunde genau bestimmt, denn wenn man zu spät im Weinberg dran ist, sind sofort die Leichtigkeit und Frische unserer Weine in Gefahr.

Wie haben Sie die Domaine gefunden?

Wir haben die Domaine nach sehr langem Suchen gefunden, nachdem wir etwa 40 Betriebe angeschaut hatten, und einige Jahre, nachdem wir bereits sehr erfolgreich in der Provence als Handelshaus tätig waren. Sie war ein Schatz inmitten des Naturschutzgebietes des Maurengebirges, und wir wussten sofort, dass wir alles tun mussten, um sie zu kaufen. Die Domaine hat zwei schöne Häuser, eine alte napoleonische Bastide, die ich komplett renoviert habe sowie ein charmantes Farmhaus, das man wochenweise mieten kann.

Produzieren Sie biologische Weine?

La Reserve, der Wein von unserer Domaine Mirabeau, ist nicht nur biologisch, sondern wird nach regenerativen Prinzipien an- gebaut. Viele unserer Bauern arbeiten nachhaltig und mit minimaler Intervention und in der Region Provence werden bald 60% der Landwirtschaft biologisch oder nachhaltig zertifiziert sein. Wir sind sehr glücklich, dass so viele positive Veränderungen in den Weinbergen stattfinden.

In Österreich gilt Rosé als perfekter Start in einen sommerlichen Abend. Ich gehe davon aus, dass Sie den Rosé nicht nur als Aperitif in der warmen Jahreszeit sehen. Wie würden Sie Ihre Weine positionieren? Pool oder Tisch?

Absolut beides! Roséweine sollen Freude bereiten, wo immer unsere Rosé-Lovers sie finden. Aber Rosés sind so großartige Essensbegleiter und viele sind sich dessen noch nicht bewusst, deshalb positioniere ich sie immer gerne als Weine des Zusammenseins und als den perfekten Partner eines gemeinsamen Essens.

Ist Ihr Leben in der Provence so schön, wie man es sich vorstellt?

Mein Mann und ich arbeiten natürlich extrem viel, aber unser Leben hat diese unglaublich schönen Momente, oft voller „Simplicité“, wenn man aufs azurfarbene Meer schaut, die Marktstände voller Gemüse und Früchte sieht oder durch die wunderschöne Landschaft fährt – ich sage mir immer wieder: Mensch hast du ein Glück, hier zu wohnen und das erleben zu dürfen.

Haben Sie Ihre Entscheidung je bereut?

Ich habe einmal weinend meinen Einkaufs- wagen durch den Supermarkt geschoben, als ich dachte, der Gipfel, den wir erklimmen wollen, verschiebt sich immer weiter nach oben. Aber nach und nach hat sich unsere harte Arbeit ausgezahlt. Es gibt nichts Bes- seres, als Menschen zu beobachten, die unseren Wein trinken und dabei Freude haben – das motiviert mich Tag für Tag.

Ihr Lieblingsrestaurant in Ihrer Umgebung – und was essen Sie dort am liebsten?

Ich habe eine lange Liebe für die Hostellerie L’Abbaye de La Celle, nicht unweit von uns, der Garten ist einfach magisch und das Gemüse kommt direkt aus dem Beet. Für ein wirklich unglaubliches Gourmeterlebnis empfehle ich La Villa Madie in Cassis, dort ist es, als würde man direkt ins Meer eintauchen, so frisch sind die Meeresfrüchte.

Wenn Sie nicht auf dem Weingut arbeiten, was machen Sie dann am liebsten mit Ihrer Familie?

Wir freuen uns über Zeit bei uns zu Hause, ich koche sehr gerne und alle meine Kinder auch, also machen wir das oft „en Famille“. Sonst besuchen wir gerne die vielen Märkte, um gutes Essen und Käse einzukaufen, aber am schönsten sind unsere regelmäßigen Besuche am Meer oder am Lac de Saint- Croix außerhalb der Saison – dann fühlt man sich wirklich gesegnet.

Weinregion

Die Provence ist der weltweit größte Rosé-Produzent. Neben Böden und Rebsorten eignet sich das Klima mit bis zu 3.000 Sonnenstunden im Jahr bestens für die Produktion. Bei rund 90 % des erzeugten Weins der Region handelt es sich um Rosé.

Das Weingut

Zur Domaine Mirabeau gehört ein kleines charmantes Bauernhaus, Le Mas, das als Ferienhaus vermietet wird. Vom Weingut aus lässt sich das Hinterland der Provence oder die Côte d’Azur entdecken.

Anfragen: [email protected]

Die Anreise

Das Weingut liegt rund 5km von dem historischen Städtchen La Garde-Frei- net entfernt, am Golf von Saint-Tropez. Zum Flughafen Nizza fährt man etwas über eine Stunde, eineinviertel Stunden sind es bis Marseille.

maisonmirabeau.com

Hotel

Die Hostellerie de l‘Abbaye de la Celle ist eine kleine Pension in der Provence, die der Kochlegende Alain Ducasse gehört. Nicolas Pierantoni, der Chefkoch des Restaurants, hat unter Ducasse gelernt.

abbaye-celle.com

Beach Club

In Saint-Tropez gibt es unzählige Beach Clubs. Der Plage Pampelonne an der Côte d‘Azur ist nicht nur für den feinen Sand und das türkise Meer bekannt, sondern auch für seine Strand-Restaurants.

byblos-beach.com

 

Das könnte Sie auch interessieren: Die besten 8 Rosés aus Österreich

Werde Premium Mitglied

Werde jetzt Premium-Mitglied in Martina's Kochsalon und genieße viele exklusive Vorteile, wie den uneingeschränkten Zugriff auf über 1.000 Rezepte.